...

Und wenn man wirklich mal ein bißchen was nettes erlebt hat, weiss man hinterher nie, was man davon erzählen soll. Ob bei Gesprächen im richtigen Leben über kurz ("Und, wie war´s gestern Abend?" -"Joa, schön." - "Aha.") oder ganz lang zurückliegendes ("Joa, Kindheit... Recht normal und unspektakulär halt. Keinen Krieg erlebt, manchmal im Zoo gewesen.") oder nun hier im Blog (Schweigen).
Joa, waren aber schön, die letzten zwei Tage. Und gleich gehts weiter.
Und ab morgen mache ich dann wieder, was ich immer mache. Busfahren und all das. Da gibt´s dann sicher wieder viel zu berichten.

eingeholt

Gestern morgen aus dem Nichts lässiger Schmunzeleintrag ins Notizbuch mit der Idee, das auch hier mal reinzustellen:
Immer richtige Erwiderungen:
"Man sollte das alles auch nicht überbewerten."
-"Naja, aber halt auch nicht unterbewerten."
Und umgekehrt.


Am Abend dann, zu Besuch bei meiner Mutter, viel zu spät die Nachrichten gehört und Schily, wie er sagte: Akute Gefahr bestehe nicht, selbstverständlich könne aber auch Deutschland Ziel von Anschlägen werden. Absolut unpassendes kurzes Auflachen.

Auch hier nochmal der Verweis auf Londonleben.

zweimal ebay

1. Verworfene Idee

"Die Ebaygebühren übernehme ich, für den Versand berechne ich 2,26 € : 1,44 fürs Porto, 65 ct für einen neuen Luftpolsterumschlag und 17 ct, weil ich mich durchschnittlich bei jedem fünften Umschlag so katastrophal verschreibe, dass ich ihn wegwerfen muss."

2. Trennung

Soeben habe ich eine versteigerte CD weggeschickt, mit der ich nichts mehr zu verbinden glaubte.
Die Geschichte, die mit ihr zusammenhängt, fiel mir erst wieder ein, als ich den Umschlag zuklebte: Ich erwarb sie am selben Tag wie mein erstes selbstgekauftes Päckchen Drehtabak.
Drolliges Bild, der gerade 16 gewordene, aber eher wie 14 aussehende Junge, der mit seinen Chucks, die für seinen Geschmack auch noch nicht alt genug aussehen, im Kinderzimmer sitzt, Backyard Babies hört und krumme Zigaretten zusammenfaltet.
Bin nun doch ein wenig traurig.

school's out, pills in

Fahrt zum Arzt in die Stadt, in der ich aufwuchs.
Vom Bahnhof aus mit der Buslinie, die ich in meiner Kindheit und präabituriellen Jugend jeden Tag fuhr. Heute wurden in den Schulen Nordrhein- Westfalens die Zeugnisse vergeben und während ich zwischen all den Kindern sitze, spüre ich an meinen Fingerkuppen, einem Phantomschmerz gleich, selbst das Gefühl der vorsichtig zusammengerollten Klarsichthülle. Merkwürig sind die Kinder. Mehrere Schulen liegen auf dem Weg der Linie, zwischendurch steigen neue ein, entdecken Bekannte, steuern geradewegs auf sie zu, schütteln ihnen die Hand, wenden sich dann aber, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, ab und setzen sich allein auf einen Sitz. Einige haben ihren Kopf auf die Nackenlehne des Vorderplatzes abgelegt und starren so sehr nach unten, dass kein Gesicht zu erkennen ist. Andere kreischen und rennen herum und bewerfen sich mit halbvollen Milchtüten. Ihnen allen gemein scheint eine merkwürdige Mischung aus Depression, unbestimmter Wut, Resignation und Autismus, die Besatzung des Busses wirkt komplett wie dem Skizzenblock von Yoshimoto Nara entsprungen.

Ich gehe zum Arzt, hole mir das Rezept, löse es in der Apotheke ein und fahre die Strecke mit ähnlichen Beobachtungen zurück. Da ich mein Medikament wegen der Knappheit und der fehlenden Möglichkeit, eher zum Arzt zu gehen, in den letzten Tagen gefährlich herunterdosieren musste, reisse ich die frische Packung dann auf einer dreckigen Zugtoilette auf und habe somit immerhin den wahrscheinlich demütigendsten Moment des Tages bereits zu einer Uhrzeit durchlebt, zu der ich sonst oft erst aufstehe.

Ach...

Gäbe es irgendwo eine Agentur, deren Aufgabe es wäre, umherschwirrenden körperlosen Seelen die Entscheidung für ein irdisches Dasein als Mensch schmackhaft zu machen, meine letzten Tage wären denkbar ungeeignet als Schnupperangebot.

Shopping II

Einer von vielen Anhaltspunkten dafür, dass ich mich an die Umgebung, in der ich nun auch schon über neun Monate lebe, nicht richtig gewöhnt, mich nie richtig auf sie eingelassen habe: Ich kann mir keine einzige Verkäuferin der Supermärkte, in denen ich regelmäßig einkaufe, merken, während mein Kopf noch voll ist von Gesichtern und Geschichten der Verkäuferinnen an früheren Wohnorten.
Im EXTRA in Essen- Frohnhausen gab es etwa eine recht sympathische Verkäuferin, die stets vor dem Einscannen des Pfandbons in Anlehnung an eine verblichene Vormittagsgameshow "Sieben Euro Dreiundneunzig, das wäre Ihr Preis gewesen!" ausrief und mit dem tatsächlich nach der Pfand- Subtraktion zu zahlenden Betrag erst herausrückte, wenn man mindestens freudig geschnauft oder "Hahaha, und nun?" gesagt hatte. Mit diesem Gag brachte sie ein wenig Schwung in ihren Arbeitsalltag, was ihr absolut zu gönnen ist. Nur leider fällt es nach einer gewissen Zeit immer schwerer, mit der notwendigen Glaubwürdigkeit amüsiert zu sein. Wenn ich einen Pfandbon abzugeben hatte, stellte ich mich irgendwann nach Möglichkeit an einer anderen Kasse mit grimmigerer Verkäuferin an.

Shopping I

campbells Angebot im USA- Regal der Lebensmittelabteilung einer großen deutschen Warenhauskette: Original Campbells Tomatensuppe, im klassischen, von Warhol für die Ewigkeit festgehaltenen Design. Für 3,69 € die Dose, ein Preis also, für den man im gleichen Produkt der deutschen Tochterfirma Erasco nahezu baden könnte.
Wie ist das ganze nun vom Kunstwerk ausgehend zu betrachten?
Aufwertung endlich vollständig gelungen, da es der triviale Gegenstand nicht nur ins Museum geschafft, sondern es auch im richtigen Leben zum Objekt, dem besondere Aufmerksamkeit zuteil wird, gebracht hat?
Oder ist die Aussage des Bildes zerstört, wenn das dargestellte Objekt durch den Preis und außerkunstliche Fetischisierung seiner Trivialität beraubt wird? Dem jungen Betrachter, dem Warhols Kunst bislang nicht vertraut ist, der sich jedoch im Karstadt- Sortiment auskennt, muss sich beim erstmaligen Betrachten des Bildes ja an die Zurschaustellung von Statussymbolen, wie er sie aus Hip hop- Videos kennt, erinnert fühlen.

Fest steht eigentlich nur: Warhol hätte keins von beidem gesagt. Eher so was wie "Hmm...yah, ahm, realized that, ahm, really, kinda... strange, ahm, cool."

Gekauft werden die 3,69- Dosen dann vermutlich von Nadine und Raphael aus Bernd Begemanns Song "Die witzige WG" (Text leider nicht online gefunden). Sie kippen die Tomatensuppe weg, schmirgeln die scharfe Kante ein wenig ab und benutzen die Dose als Stiftehalter.

/quote

"Having been fucked is no excuse for being fucked up." (Kimya Dawson)

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