... (aus berechtigter angst heute keine überschriften)

Und dann war heute auch noch die Erstsemesterbegrüßung im philosophischen Seminar. Zwar bin ich alles andere als ein "Ersti" (gilt als nett- lockeres Wort bei pferdeschwanztragenden Leuten, die sich in der Fachschaft engagieren, auch prima mit den "Hiwis" klarkommen und sich tierisch auf die Party von den "Kowis" freuen) , aber doch immerhin neu an dieser Hochschule, weshalb ich mir das ganze ansah.
Der sich mir eröffnende Anblick erinnerte mich stark an eine Simpsons- Szene, die ich nicht mehr genau zu rekonstruieren weiß, was ungenau aber folgendermaßen aussähe: Milhouse lästert in einem Gespräch mit Bart über die Kinder aus der Nachbarstadt Shelbeyville, woraufhin ein kurzer Switch in ebendiese Stadt vorgenommen wird, in der zwei Jungen in vollkommen identischer Umgebung stehen und sich rein äußerlich nur durch jeweils ein einziges kleines Detail (Haarfarbe oder Kleidung) von den beiden Springfieldern unterscheiden. (ExpertInnen werden gebeten, die Szene richtig im Kommentarteil wiederzugeben).
Tatsächlich schien sich für jeden meiner Duisburg- Essener Philosophie- Kommilitonen ein sofort erkennbares Kieler Äquivalent im Raum zu befinden, so sehr zum Verwechseln ähnlich, dass ich ihnen innerlich die gewohnten Namen zuwies. Vermutlich gibt es auf der Welt tatsächlich nur 200- 250 verschiedene Personen, die sich immer wiederholen.

...

Nach weniger als drei Stunden Schlaf läßt mich der Wecker hocherkältet aufschrecken, ich bleibe noch ein wenig liegen, ignoriere auch das kurz darauf eintretende Schellen an der Tür. Als dann auch noch das Handy klingelt, ahne ich es schon. "Ja, Telekom hier, ich steh vor ihrer Tür". Er brüllt wie ein Irrer.Dabei habe ich gestern den Kundenservice angerufen, Bescheid gesagt, dass ich heute keine Zeit habe und einen neuen Termin für Freitag Nachmittag vereinbart. Dies teile ich ihm freundlich mit, behaupte, ich sei nicht zu Hause, weil dies einfacher ist als "Ich bin zwar zuhause, bin aber noch nicht angezogen, mein Zimmer sieht total usselig* aus und in zehn Minuten muss ich irgendwie angezogen und draußen sein, das schaffen sie eh nicht mehr, außerdem bin ich jetzt auf Freitag eingestellt". Dass er mir die Abwesenheit abnimmt, ist zu bezweifeln, sämtliche Wände sind sehr dünn, zumindest das Klingeln meines Handys dürfte er gehört haben können. Er dackelt ab und ich frage mich, ob das nun unhöflich oder gar verwerflich war. Ich wäre sehr für ein Grundsatzurteil eines hohen Gerichtes, welches klärt, dass auf die in den letzten zehn Jahren so unglaublich alltäglich gewordene Frage "Wo bist Du?" hemmungs- und konsequenzlos gelogen werden darf, wie bei Nachfragen nach Krankheiten und Schwangerschaftsabsichten in Bewerbungsgesprächen.

* "usselig" hätte ich ihm womöglich auch noch erklären müssen

/quote

"Having been fucked is no excuse for being fucked up." (Kimya Dawson)

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